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Wie erkennt man den richtigen Zeitpunkt eine Grenze zu setzen?

Zu meinem letzten Blog bekam ich die Frage, wie fühlt man seine Grenzen und wie erkennt man den richtigen Zeitpunkt eine Grenze zu setzen? Das ist eine tolle Frage, um das zu beantworten müssen wir wo ganz anders beginnen.

Warum ist es so wichtig danach zu gehen was tut mir gut - das Leben ist doch kein Wunschkonzert? 

Die gute Nachricht, doch das ist es, denn es gibt viele Bereiche über die wir die Kontrolle haben etwas ändern zu können, es ist nur die Frage was hält uns davon ab? Beginnen wir mal mit der kleinsten Einheit die uns guttut - unseren 5 Sinnen. Starten wir mal die Überlegung sich aufzuschreiben, was einem selbst in jedem Einzelnen der 5 Sinne guttut? Was rieche ich gerne, was sehe und höre ich gerne, was schmecke und fühle ich gerne? Wenn die Liste steht, bauen wir sie bewusst in unseren Tagesablauf ein - und dafür ist immer Zeit. Man kann sich richtige Rituale schaffen, wie sieht mein Morgen aus, was tue ich, dass ich mich nach meinem morgendlichen Ablauf gut fühle? Genauso, wie sieht mein Abend aus, was mache ich um langsam runterzufahren und abzuschalten? Kann ich danach gut schlafen? Wenn man das beginnt, wird deutlich, wie der Körper mehr von diesen positiven Botenstoffen haben möchte, die durch das wohlige Gefühl ausgeströmt werden, denn diese Energie Booster kurbeln die innere Motivation und Produktivität an. Je mehr wir unserem Körper zuhören was tut mir gut, desto eher werden wir auch verstehen, was tut mir nicht gut. Das heißt, dass Gefühl eine Grenze zu setzen wird damit deutlicher.

Aus welchen Energiequellen schöpft unser Körper? 

Unser Körper schöpft aus zwei Energiequellen, die eine nennt sich unsere Überlebens-Energie, das ist unsere eigene Körperkapazität, (die abhängig ist von Schlaf, Nahrung, Bewegung, frische Luft und Tageslicht) und die andere ist die Kreativ-Energie, unsere innere Motivation, sprich was inspiriert uns, was tut gut und macht uns Spaß. Beide Energien fließen auf dasselbe Energiekonto, das Konto von dem wir für all unsere verschiedenen Rollen in unserem Leben schöpfen. Das heißt, je mehr wir auf dieses Konto einzahlen, desto mehr Kraft und Energie haben wir für unseren Alltag. Wenn wir auf die Kreativ-Energie verzichten, die im Gegensatz zur Überlebens-Energie unbegrenzt ist und uns Berge versetzen lässt, beschränken wir uns allein auf unsere körperliche Kapazität, die alleine dem Alltag nicht standhalten kann. Das heißt auch im Umkehrschluss, wenn wir keine Kreativ-Energie verspüren, dann machen wir etwas das uns keinen Spaß macht und im schlimmsten Fall zwingen wir uns langfristig zu etwas, d.h. die Energie die wir dafür benötigen, kommt nur von unserem Körper, der limitiert ist. Daher das Erschöpfungsgefühl, die Antriebslosigkeit und Anfälligkeit fuer Krankheit über kurz oder lang. Das ist wie mit dem ersten Gang auf der Autobahn fahren, das tut keinem Motor gut. Unsere Kreativ-Energie lässt uns motiviert und produktiv sein, wir brauchen beide Energiequellen, um voller Kraft und Energie zu sein und die gute Nachricht ist, auf beide Energiequellen haben wir Einfluss.

„Ich wünschte ich könnte meine Einstellung ändern…“

Diesen Wunsch höre ich oft in Bezug auf Stress, wenn ich nur meine Einstellung dem Stress gegenüber ändern könnte, dann könnte ich ihn besser ertragen. Mit anderen Worten, wenn ich mich nur zusammenreißen könnte…oder  mir ein Beispiel an anderen nehme, die schaffen es doch auch. Wenn uns etwas langfristig schwer fällt zu ertragen, befinden wir uns im Dauerzustand und nicht in einer kurzfristigen unangenehmen Situation, die machbar ist. Wenn der Körper im Dauerzustand sagt, ich kann es nicht mehr ertragen, dann bedeutet das es ist ihm zu schwer, da sind meist die ersten Erschöpfungsmerkmale auch schon erkennbar. Das heißt der Wunsch ich möchte meine Einstellung ändern ist absolut richtig, jedoch nicht in Bezug auf den Stress, sondern auf sich Selbst. Wenn ich die neue Einstellung habe, dass ein Dauerzustand mir guttun soll und dass ich mir gewisse Zustände nicht antue, dann ändere ich meinen Fokus auf was tut mir gut? Dann kommen die Veränderungen von alleine, weil ich Zugriff auf meine Kreativ-Energie habe und inspirierter und motivierter bin. Ich schlage andere Wege ein und treffe andere Entscheidungen, weil mein Ziel ein anderes ist. Ich höre auf mich zu etwas zu zwingen, was mir nicht guttut und mir langfristig auch gesundheitlich schaden kann. Ich schöpfe dann von meinen beiden Energiequellen, die zusammen Bäume versetzen können.

Warum vergleichen wir uns mit anderen?

Weil wir gelernt haben uns mit der Außenwelt zu vergleichen, anstelle uns nur an ihr zu orientieren und von ihr inspirieren zu lassen. Wir vergleichen unsere Probleme, einmal nach dem Motto, die anderen schaffen es doch auch oder ganz radikal, ist das eigene Problem überhaupt gerechtfertigt, denn es gibt im Vergleich ja bei weitem schlimmeres. Dieser Part in uns, der uns Perspektive verschaffen und das Gesamtbild im Auge behalten möchte, ist wichtig, hilft uns aber nur, wenn das der zweite und nicht der erste Schritt ist. Wir sind oft aber gewohnt den zweiten vor dem ersten zu machen und noch schlimmer manchmal den ersten komplett zu ignorieren.

Wie sieht der erste Schritt aus?

Der erste Schritt ist, bei uns selbst zu bleiben unsere eigene Bilanz zu ziehen mit unseren eigenen Parametern. Wenn eine Firma Bilanz zieht, nimmt sie auch nicht den Umsatz einer größeren Firma, nur um die eigenen Kosten kleiner wirken zu lassen und kommt damit zu dem Ergebnis wir stehen doch bestens da. Es ist wichtig ehrlich zu sich selbst zu sein, seine eigene Wahrheit zu leben und den eigenen Schmerz/Probleme sich auch zu erlauben, es geht nicht darum, ob andere das auch so empfinden, es geht darum wie ich selbst es empfinde. Das ist etwas sehr Individuelles, deshalb sich inspirieren lassen von anderen ist gut, aber nicht leiten zu lassen und sich selbst zu etwas zu zwingen was einem selbst nicht guttut, das führt zu Unzufriedenheit und das spürt auch die Umwelt. 

Warum machen wir unseren Schmerz und Probleme zum Wettbewerb?

Es gibt schlimmeres…Schmerz und Probleme sind kein Wettbewerb, nach dem Motto wer den größeren Schmerz oder das größere Problem hat, hat das recht es zu empfinden – alle die anderen sind raus. Gerade jetzt in der Zeit der Ausgehbeschränkung höre ich oft, ich bin müde und ausgelaugt - aber andere haben es ja schlimmer. Da beginnt der Kreislauf der uns nicht guttut. Es ist wichtig das eigene Problem wahrzunehmen, sich zu erlauben und anzuerkennen. Das ist unangenehm, wir mögen uns mit Schmerz nicht konfrontieren, deshalb fühlt es sich besser an sich zu vergleichen und zu sagen, anderen geht es ja weitaus schlechter. Aber was ändert diese Betrachtungsweise daran wie es einem selbst geht? Wir werden ja auch nicht satt, wenn wir anderen beim Essen zusehen? Wir versuchen also mit Vergleichen etwas zu erreichen was nicht möglich ist. Um etwas bei uns selbst zu verändern, müssen wir uns selbst zuwenden. Was ist wichtig für mich, dass es mir besser geht? Was fühlt sich gut und richtig für mich an? Was kann ich für mich tun, dass ich wieder zu Kräften komme? Wenn ich dieses Gefühl entwickle und mir bewusst mache, bekomme ich auch klare Zeichen von meinem Körper, wann ich Grenzen setzen möchte für mich selbst und andere. 

Fazit – das einfache ist meistens am schwierigsten umzusetzen

Es sind oft die kleinen Dinge, die eine große Wirkung auf uns haben. Unsere 5 Sinne mit Listen zu visualisieren ist um den Anfang leichter zu machen. Wenn der Fokus was tut mir gut einmal bewusst gesetzt ist wird er mit der Zeit, dank der positiven Botenstoffe im Körper, zum Selbstläufer und hat einen Welleneffekt auf all unsere Lebensbereiche und darüber hinaus. Wir werden selbstbewusster und haben mehr Klarheit für unseren Entscheidungen und Grenzen, weil unser Fokus zum Wegweiser wird - und unser Körper und Geist voller Energie und Tatendrang ist, dank beider Energiequellen. Wir erlauben uns unsere eigene Wahrheit in unserer eigenen Welt und können damit auch die Welt der anderen besser verstehen - wir schaffen mehr Miteinander. Wir verstehen und wissen was wir tun und ändern müssen, damit es uns und anderen besser geht. 

Ich wünsche Euch weiterhin alles Gute, schreibt mir gerne, wenn Ihr Fragen habt oder Eure Erfahrungen teilen möchtet. Ich freue mich über jeden Beitrag.

Ich habe dieses Thema dazwischengeschoben, aufgrund des Feedbacks, das ich zum letzten Blog bekam. Nächster Blog- was hat sich seiner selbst bewusst werden mit Selbstbewusstsein zu tun?

Herzlichst,

Birgit Rohm

Expertin für Self-Leadership

Alle Artikel/Blog-Link: https://www.mediocoaching.com/blog-german

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